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Nachrichten-Sprechstile im Radio. Zwischen Hörverständlichkeit und Formatierung
Projektbearbeiter:
Anna Schwenke
Finanzierung:
Stiftungen - Sonstige;
Radionachrichten als sekundär-gesprochene Texte stehen in einem charakteristischen Wechselverhältnis zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit, zwischen Tradition, Hörererwartung und Erneuerungswille. Dabei gelten Radionachrichten als stark normiert, mit relativ eng umgrenztem Gestaltungsspielraum, spezifischen sprachlich-sprecherischen Merkmalen und z.B. verglichen mit Moderation als unverkennbar typisch. Es existieren Standards zum hörverständlichen Schreiben und Sprechen von Radionachrichten, die auf Erfahrungswissen sowie plausiblen Grundannahmen zu verständlicher und medial vermittelter Sprache basieren. Eine empirische Prüfung dieser Standards steht bislang noch aus. Aktuelle sprechwissenschaftliche Untersuchungen zur Hörverständlichkeit von Radionachrichten greifen die medienlinguistisch motivierte Kritik Straßners (1975) an der unverständlichen Sprache von Radionachrichten auf und fokussieren die Wechselwirkung von sprachlich-textlichen und sprecherisch-phonetischen Merkmalen sowie den Einfluss dieser Merkmale auf das Verstehen durch Hörer/-innen.

Radionachrichten lassen sich längst nicht mehr nur auf ihre primäre Informationsfunktion reduzieren. Durch heutiges Informationsüberangebot, radiomarktwirtschaftliche Entscheidungen über Angebot und Produktionsbedingungen sowie zielgruppenspezifische Formatierung von Radioprogrammen werden angemessene sprachlich-sprecherische Gestaltungsformen senderindividuell verhandelt und Radionachrichten werden stärker in Programme eingebettet. Dies geschieht neben Ab- und Anmoderationen sowie klanglich-musikalischen Mitteln (Jingles, Musikbett etc.) auch durch sprechstilistische Mittel. Es wird angenommen, dass Sprecher/-innen abhängig vom Ausbildungsstand und Berufserfahrung eine elaborierte Sprechtechnik anwenden, die sich radiorhetorisch beschreiben lässt. 

Um prüfen zu können, wie stark der begrenzte Gestaltungsspielraum formatspezifisch oder sprecherindividuell genutzt wird und um vorhandene Standards empirisch zu validieren, wurde ein deutschlandweites Korpus von 100 Nachrichtensprecher/-innen privater und öffentlich-rechtlicher Sender erhoben. Grundlage der Untersuchung bildet das Testmaterial des Forschungsprojekts Hörverständlichkeit von Radionachrichten (Halle/Saarbrücken): Sprecher/-innen haben entweder eine leicht oder eine schwer verständlich geschriebene Textvariante einer inhaltlich identischen Nachrichtensendung gesprochen. Diese Testsendungen werden auditiv-akustisch analysiert (u.a. Sprechtempo, Akzentuierung, Stimmlage). Zu sprecherabhängigen Faktoren (Ausbildung, Erfahrung, Arbeitsalltag) wurden Sprecher/-innen schriftlich befragt. Mit einem Hörexperiment wird geprüft, wie bzw. ob Hörer/-innen einen Formatbezug lediglich anhand des Sprechstils erkennen und benennen können.
Ziel des Promotionsprojekts ist neben der Prüfung und Erweiterung der Thesen zum hörverständlichen Schreiben und Sprechen von Radionachrichten die Bereitstellung eines praxisorientierten Beschreibungs- bzw. Feedbackrasters auf Grundlage solider Datenpools. Somit kann ein empirisch basierter Bezugsrahmen für die optimierte Aus- und Weiterbildung von Nachrichtensprecher/-inne/-n sowie für das Qualitätsmanagement der einzelnen Radiostationen zur Verfügung gestellt werden
 
Anmerkung: Das Promotionsprojekt ist Bestandteil der sprechwissenschaftlichen Forschungen zur Hörverständlichkeit von Radionachrichten in Kooperation mit dem MDR Landesfunkhaus Magdeburg (Dietz Schwiesau).
 
Publikationen
Bose, Ines / Schwenke, Anna: Vorlesetraining kompakt (2016): Radionachrichten sinnvermittelnd und situationsangemessen vorlesen. (Online-Artikel) http://www.gelbe-reihe.de/nachricht/beruf/verstaendlichkeitsprojekt/vorlesetraining/
Schwenke, Anna (2016): Wie müssen Nachrichten geschrieben sein, damit sie hörverständlich gesprochen werden können? (Online-Artikel) http://www.gelbe-reihe.de/nachricht/beruf/verstaendlichkeitsprojekt/radionachrichten-sprechen/ 
Schwenke, Anna / Barthel, Helen / Rose, Maximilian (2015): Was macht Radionachrichten verständlich(er)? Phonetische Analyse von langsam gesprochenen Nachrichten der Deutschen Welle. In: Bose, Ines (Hg.): Radio, Sprache, Klang. Frankfurt/Main u.a. (Siegener Periodikum der internationalen empirischen Literaturwissenschaft), 103-128.
Apel, Heiner / Schwenke, Anna (2014): 16.00 Uhr die Themen : Aktuelle sprechwissenschaftliche Untersuchungen zu Radionachrichten. In: Ebel, Alexandra (Hg.): Aussprache und Sprechen im interkulturellen, medienvermittelten und pädagogischen Kontext. Beiträge zum 1. Doktorandentag der Halleschen Sprechwissenschaft, 11-34. (Online-Publikation).
Schwenke, Anna (2012): Wie klingen Radionachrichten? Sprechstil von Radionachrichten Konstanz und Varianz. In: Rundfunk und Geschichte. 1-2/2012, 88-90.
Schwenke, Anna (2011): Einfluss einer Textvorlage auf die sprecherische Realisierung Auditiv-phonetische Analyse quasiauthentischer Sprechfassungen des Testmaterials. In: Bose, Ines / Schwiesau, Dietz (Hg.): Nachrichten schreiben, sprechen, hören. Forschungen zur Hörverständlichkeit von Radionachrichten. Berlin, 125-145.
Apel, Heiner / Schwenke, Anna (2011): Grundlagen von Sprach- und Sprechtrainings für Nachrichtensprecher im Hörfunk empirische Validierung vorhandener Standards. In: Krafft, Andreas / Spiegel, Carmen (Hg.): Sprachliche Förderung und Weiterbildung transdisziplinär. Forum Angewandte Linguistik Bd. 51. Frankfurt/Main, 177-196.

Schlagworte

Hörverständlichkeit, Nachrichten, Prosodie, Radiorhetorik, Sprechstil
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