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Der Bürger als Erzieher: : Die kompensatorische Bedeutung von bürgerschaftlichem Engagement im japanischen Schulsystem
Projektbearbeiter:
Julia Canstein
Finanzierung:
Stiftungen - Sonstige;
Japan gehört zu den Ländern, die in internationalen Leistungsvergleichen gut abgeschnitten haben. Das Bildungssystem gilt als egalitär und hoch integrativ. Besonders auf der Ebene der schulpflichtigen Bildung, d.h. auf der Ebene der sechsjährigen Grund- und der dreijährigen Mittelschule, herrscht das Leitprinzip der Bildungsgleichheit. Gerade institutionelle Faktoren, die in Deutschland oft für das Entstehen und Fortdauern von sozialer Ungleichheit in der Bildung verantwortlich gemacht werden, sind im japanischen Schulsystem in dieser Form nicht vorhanden.
Das Gleichheitspostulat in der Bildung wird jedoch faktisch durch aktuelle Bildungsreformen wie Relativierung der Ganztagsschule und Reduzierung der extracurricularen Aktivitäten bedroht. Gemeinsam ist den verschiedenen Reformmaßnahmen, dass sie einen neoliberalen Geist und das Prinzip des Marktwettbewerbs in die Bildung einführen und Bildung verstärkt zu einer Privatsache der einzelnen Schüler und ihrer Familien machen. Maßgebende japanische Bildungssoziologen kritisieren die jüngsten Reformen daher auch scharf und weisen darauf hin, dass diese zu verstärkter sozialer Ungleichheit in der Bildung führt.
 Vor diesem Hintergrund fragt das Dissertationsvorhaben danach, ob es in der japanischen Gesellschaft Ansätze gibt, um diesen Aspekt der sozialen Ungleichheit in der Bildung bis zu einem gewissen Grad zu kompensieren. Konkret richtet sich der Blick auf die japanische Zivilgesellschaft, die seit einem NPO-Boom in den 1990er Jahren in letzter Zeit viel Aufmerksamkeit erfahren hat und die durch eine Vielzahl an relativ jungen, kleinen, lokal tätigen Gruppen charakterisiert ist. Es ist zu beobachten, dass derartige Gruppen auch frei zugängliche und kostenlose Lern-Aktivitäten für Schüler anbieten, wobei jedoch ungeklärt ist, ob diese das Potenzial haben, unterschiedliche soziale Herkunft der Schüler und Schülerinnen zu kompensieren. Diese Frage soll empirisch anhand von Fallbeispielen von zivilgesellschaftlichen Gruppen untersucht werden, die zumindest der Selbstbeschreibung nach eine solche für alle gleichermaßen zugängliche, unterstützende Lernumgebung außerhalb des regulären Unterrichts bereitstellen. Es wird durch leitfadengestützte Interviews sowie Expertengespräche untersucht, inwieweit diese Angebote bürgerschaftlichen Engagements auf die Kompensation sozialer Ungleichheit in der Bildung abzielen, welches Selbstverständnis bei den Akteuren vorliegt und wie sich dieses in konkreten Bildungsangeboten niederschlägt.

Schlagworte

Bildung, Japan, Zivilgesellschaft, soziale Ungleichheit
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