Menschen im Autismus-Spektrum. Verstehen - annehmen - unterstützen.

Seit einigen Jahren gewinnt das Thema Autismus hohe Aktualität. Zum einen sind es bemerkenswerte Forschungen im Bereich der Neurowissenschaften, die ein Umdenken in Bezug auf bisherige Vorstellungen über Autismus nahelegen. Zum anderen hat sich eine vor allem in den USA operierende autism rights movement formiert, die radikal mit der traditionellen Sicht von Autismus als pathologisches Phänomen bricht sowie die bisherige einseitig ausgerichtete Autismusforschung und Praxis kritisiert, die bislang über eine an Defiziten orientierte Denkfigur kaum hinausgekommen sei. Vor diesem Hintergrund will das Projekt einen innovativen Beitrag leisten – und dies in dreifacher Hinsicht: Erstens wird eine Verstehensperspektive herausgearbeitet, die einerseits auf der „Innensicht“ und auf Vorstellungen von autistischen Personen basiert. Andererseits wird sie mit international diskutierten Theorien und neurowissenschaftlichen Erkenntnissen angereichert, die über die bislang im deutschsprachigen Raum verbreiteten Erklärungsansätze hinausgehen und zugleich die bisherige Sicht über Autismus wesentlich erweitern. Zum ersten Mal werden dabei der deutschsprachigen Leserschaft Ansätze vorgestellt, die bisher nur englischsprachig zugänglich waren. Zweitens geht es um die Annahme und Wertschätzung von Autisten und Autistinnen in ihrem menschlichen So-Sein. Dies erfordert ein Konzept, das autistische Personen als „Experten in eigener Sache“ akzeptiert, ernst nimmt und würdigt. Mit dem Empowerment liegt ein solcher Ansatz vor, der Betroffenen eine Stimme verleiht, denen es neben Respekt, Antidiskriminierung und Akzeptanz des „autistischen Seins“ insbesondere um gesellschaftliche Zugehörigkeit, um uneingeschränkte Inklusion in allen Lebensbereichen zu tun ist. Drittens stellt sich die Frage nach der Unterstützung, die der Verstehensperspektive und den Vorstellungen von autistischen Personen Rechnung tragen kann. Fokussiert werden hierzu pädagogische Unterstützungsformen für den schulischen und außerschulischen Bereich. Reflexionen über den Umgang mit zusätzlichen Verhaltensproblemen autistischer Personen runden das Projekt ab.Eine wichtige Vorarbeit für das Projekt wurde durch einen mehrmonatigen Forschungsaufenthalt in den USA (Kalifornien) geleistet, indem der dortige Umgang mit Autismus genauer untersucht wurde.Ergebnisse dieser Untersuchung sind in der Schrift von Georg Theunissen "Umgang mit Autismus in den USA (Kalifornien)", Stuttgart 2014, nachzulesen.