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Nomadische Herrschaft im seßhaften Kontext: Staatenbildung in Mittelasien im 16. und 18. Jahrhundert
Projektbearbeiter:
Wolfgang Holzwarth, Ulrike Berndt, M.A.
Finanzierung:
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ;
Dieses Projekt verfolgt die Geschichte eines Staatswesens, das durch die Eroberung und Einwanderung einer nomadischen Stammeskonföderation in eine Misch- und Übergangszone zwischen Kulturland und Steppe in Mittelasien entstand. Um 1500 drangen die von Muhammad Shaibani Khan geführten Usbeken in die damals als "Mawarannahr" und "Khorasan" bekannten Landschaften (etwa: das heutige Usbekistan und Nordafghanistan) vor. Es war dies der letzte große Einfall nomadischer Gruppen aus der großen Steppe in diese, von seßhaften Gruppen, Bewässerungslandwirtschaft und Städten mitgeprägte Übergangszone, in der usbekische Dynastien noch bis 1920 regierten. Beide Arbeitsbereiche ergänzen einander. Sie erkunden in einem großen zeitlichen Längsschnitt, wie und in welchem Ausmaß die mittelasiatischen Staaten seit 1500 von Nomaden dominiert waren. Gefragt wird allgemein nach Phänomenen des Übergangs und Wandels. Wie etwa adaptierten sich die nach Mittelasien eingewanderten nomadischen Gruppen in ihrer Wirtschaftsweise und Lebensform an die sozialen und ökologischen Bedingungen der Mischzone? Im Zentrum der Untersuchungen stehen Entwicklungen (Kontinuitäten, Umwandlungen und Brüche) im Bereich des Staats- und Militärwesens.Beide Vorhaben sind historisch-philologisch ausgerichtet. Innerhalb der jeweils zu erschließenden Quellenfelder sind Urkunden (auch literarisch überlieferte Urkunden) von besonderer Bedeutung.Arbeitsbereich I (16. Jahrhundert)Im Zuge der Eroberung Transoxaniens durch Muhammad Shaibani Khan gelangten um 1500 große Gruppen usbekischer Nomaden aus der nördlich gelegenen Steppe (Dasht-i Qipchaq) in die Region. Das Projekt untersucht die Entstehung und Entwicklung des Staatswesens, das aus diesen Ereignissen hervorging und dessen Führungsschicht und militärische Basis der nomadischen Kultur entstammte.Es wird danach gefragt, welche Formen des Nomadismus in Mittelasien existierten und wie sich die eingewanderten Nomaden daran anpaßten; ebenso, welche Veränderungen es in der politischen Struktur der nomadischen Gruppen gab und wie der Staat diese Gruppen in die Herrschaft einbezog. Von besonderem Interesse ist die Art und Weise, in der die shaibanidischen Herrscher ihre militärischen Unternehmungen organisierten und ausführten; daraus sollten Rückschlüsse darauf möglich sein, wie stark das nomadische Element in Mittelasien war und ob sich daran im Laufe der Jahrzehnte etwas änderte. Als Quellen werden dazu vor allem persischsprachige historiographische Werke und Urkundenmaterial aus Mittelasien und Iran herangezogen, daneben sind auch Hagiographien nutzbar.Arbeitsbereich II (18. Jahrhundert)Im zweiten Arbeitsbereich des Projekts wird erkundet, inwieweit zwei bis drei Jahrhunderte nach der Eroberung Mittelasiens durch eine nomadische Stammeskonföderation Züge nomadischer Herrschaft in einem von Seßhaften und städtischen Zentren mitgeprägten sozialen Umfeld fortdauerten bzw. beschränkt wurden. Thematisiert werden Prozesse der Sedentarisierung bzw. die Herausbildung von Misch- und Übergangsformen. Neben Veränderungen in der Wirtschaftsweise und Lebensformen der eingewanderten usbekischen Gruppen interessieren hier in besonderem Maße Entwicklungen in der Staats- und Militärorganisation - zumal die Rolle usbekischer Gruppen im politischen Gefüge der mittelasiatischen Staaten. Regional konzentriert sich die Untersuchung auf den Staat Buchara, dessen Territorium im Laufe des 18. Jahrhunderts beträchtlich schrumpfte. Neben narrativen Quellen und - vorwiegend russischen - Reiseberichten sollen vor allem Urkunden und urkundenähnliches Material als Quellen für die aufgeworfene Forschungsfrage erschlossen und ausgewertet werden.

Schlagworte

Mittelasien, Nomade, Staatenbildung
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